Vorstellungsrunde…
Wir sind Matthias und Sophie Hauck und beleben seit Februar 2020 den Hof Rotflüelen ob Gersau. Diesen wunderschön gelegenen Hof an der Rigi-Südseite möchten wir mit regenerativen Methoden bewirtschaften. Das bedeutet, dass wir Methoden ausprobieren, die einserseits noch nicht so verbreitet und bekannt sind, andererseits am Berg bisher noch gar nicht wirklich ausprobiert wurden, da das Bergbauern allein schon eine Herausforderung darstellt. Wir hoffen trotzdem, dass wir mit unseren Experimenten Erfolg haben werden und am Ende auch andere dazu inspirieren können, ausgefallene Ideen anzupacken.
… unser Hintergrund
Unsere Lebensläufe könnten unterschiedlicher nicht sein. Wo Matthias bisher als Chef eines Einrichtungsgeschäftes unternehmerisch tätig war und seit 10 Jahren eine Bankkarriere verfolgt, ist Sophie viel gereist, hat als Biologin in Tirol gearbeitet und in der Schweiz in einem Industriebetrieb als Entwicklungsleiterin. Wir sind nun seit mehr als drei Jahren zusammen und es war sehr schnell klar für beide, dass wir den Menschen fürs Leben gefunden haben <3
Nachdem Sophie sich in ihrer Arbeit intensiv mit der Landtechnikbranche beschäftigt hat und diese Sparte mit dem Herz einer Biologin betrachten sollte, änderte sich graduell ihre Einstellung zur Landwirtschaft und durch endlose Diskussionen und Gespräche auch die von Matthias. Es begann damit, dass unser Konsumverhalten bei Lebensmitteln deutlich verändert wurde – wir kauften nur noch Bio-Lebensmittel. Da Sophie als Jugendliche auf dem Bio-Heumilchbetrieb ihrer Tante mitgeholfen hat und die Arbeit im Büro sich nicht als sehr erfüllend herausstellte, wurde die Idee vom eigenen Hof geboren. Matthias war Feuer und Flamme, hatte auch er in seiner Jugend auf Tiermasthöfen geholfen und sein Stück Landwirtschaftserfahrung als prägend in Erinnerung! Besonders die Art der Fleischproduktion, der Umgang mit dem Tier von Geburt bis Schlachtung ist für ihn, als passionierten Fleischesser, ein wichtiges Thema. Sophie hat hingegen, als ausgebildete Botanikerin, eine grundlegende Affinität zu Pflanzen.
Rotflüelen – der Hof
Der Hof Rotflüelen liegt auf 1100 m Seehöhe ob Gersau und ist über eine Privatstrasse, die alle Höfe von Gersau bis Hinterbergen (Vitznau) an die Zivilisation anbindet, entweder mit dem PKW (gegen Gebühr) oder mit eigenen Pferdestärken (gratis:)) zu erreichen. Das bedeutet, ihr kommt an uns vorbei, wenn ihr von Gersau auf die Rigi wandert, den Gersauer/Vitznauer Stock besteigt oder einfach eine wandernde Kantonsgrenzenquerung Vitznau (LU) – Gersau (SZ) unternehmt. Der Hof liegt mit wunderschönem Blick auf das Dorf in einer Mulde unterhalb dem Hof Oberrotflüelen und ist knapp 7 ha gross.
Es wurde schon angedeutet: derzeit sind wir noch sehr klein. Das hat den Grund, dass wir derzeit erst 1700 Quadratmeter von unserem 2 ha Pachtland bewirtschaften können. Der Rest wird noch von unserem Verpächter benötigt um Heu uns Silage für seinen Bio-Milchbetrieb zu gewinnen. Doch: je kleiner der Platz, desto ausgefallener die Methoden…
Die Zeitachse bis zur Übernahme des Hofes durch uns, ist aufgrund unterschiedlicher Faktoren grosszügig. Erstens, muss Sophie die Lehre Landwirtin EFZ nachholen, da sonst eine Erwerbung des Hofes laut Schweizerischem Bäuerlichen Bodenrecht nahezu unmöglich wäre. Dies wird bis Sommer 2022 dauern, danach kann der Hof von uns übernommen werden. Zweitens, ist das Land bis 2023 verpachtet. Glücklicherweise konnten wir eine Unterpacht abschliessen, um zumindest klein und bescheiden anzufangen und erste Erfahrungen zu sammeln… und uns Zeit zu lassen um unsere Pläne zu schmieden…
Unsere Pläne, Wünsche und Ambitionen 🙂
Unsere Vision ist es, mit unserem vorhandenen Wissen und vielleicht auch mit Hilfe unseres Unwissens, einen Hof aufzubauen, der so divers wie möglich aufgestellt ist. Wir möchten Bäume und Obstgewinnung, Kräuter und Gemüsebau, Legehennen und Fleischproduktion nach und nach zu einem Ertrag bringenden, Boden aufbauenden und Ressourcen erhaltenden Betrieb vereinen. Wir bedienen uns ausgefallener Ideen und Methoden, die in unterschiedlichen Teilen der Welt schon mit grossem Erfolg angewendet werden und die wir zu einem Modell für kleine Bergbauernhöfe zusammenbringen möchten (mehr darüber könnt ihr in der Rubrik «Regenerative Landwirtschaft» lesen).
Was uns bei allem Idealismus wichtig bleibt, ist die reale Machbarkeit. Darunter verstehen wir nicht nur die technische Durchführung, sondern auch die Rentabilität. Wir müssen eine Bilanz ziehen können, die uns ein gutes Leben ermöglicht. Dies ist besonders wichtig, da wir derzeit zu klein sind, um Direktzahlungen in irgendeiner Form zu bekommen. Das bedeutet, alles was wir an Einkommen erwirtschaften, kommt direkt von unserem Handeln. Machen wir Fehler, bezahlen wir dafür. Haben wir «Wetter», dann tragen wir das Risiko. Wir haben keine Unterstützung, ausser die Treue unserer Kunden, die unsere Produkte kaufen. Das motiviert uns, täglich unser allerbestes zu geben! Damit wir nicht nur die ersten Aufbaujahre gut schaffen, sondern langfristig Bestand haben können.
Unser Handeln basiert auf einer Prämisse: Langfristigkeit. Das bedeutet, wir hinterfragen jede unserer Ideen nach dem Impact, die sie auf die Grundlage des landwirtschaftlichen Erfolges hat: auf den Boden. Die Gesundheit des Bodens ist die absolute Basis und der limitierende Faktor für alles, was danach kommt. Gesunder Boden garantiert Wasserrückhaltevermögen, Nährstoffspeicherung und -verfügbarkeit, er ermöglicht Ertrag in Form von Primärprodukten, wie Obst, Gemüse, Kräuter und er ermöglicht die artgerechte Haltung und Ernährung von Tier und Mensch.
Um dem Boden und seinen Mikro- und Makroorganismen aber die Möglichkeit zu geben all dies zu leisten, braucht es oben drauf eines: Vielfalt.
Das sind die zwei Grundbausteine in die Richtung, die wir einschlagen: Vielfalt oben am Licht schaffen um dem Boden die Möglichkeit zu geben Vielfalt auch unter der Oberfläche zu entwickeln. So, wie das die Natur ganz selbstverständlich schon seit Millionen von Jahren erfolgreich praktiziert.